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Von damals bis heute - Rückblick

Liebe Teilnehmer und Freunde des LEIPZIG MARATHON!

Am 24.04.2016 fand der 40. LEIPZIG MARATHON statt. In Vorbereitung auf dieses Jubiläum blickten wir in einer speziellen Serie auf die bisher erfolgten Läufe zurück. Diesen Rückblick möchten wir fortsetzen. Viel Spaß beim Lesen und Erinnern.

[Der „Rückblick“ entstand in Kooperation von Frank und Christoph Gottert (Leipzig Marathon e.V.) und Henning Hartung, Gunnar Hein und Nico Güttges (Werbeagentur Mediendiele)]

Neustart ohne Polizeibegleitung

Corona war besiegt, die Zeit der „Ghostrunner“ vorbei. Nicht Geister, sondern echte Läuferinnen und Läufer, „true athletes“, standen wieder am Start. Nach 3 Jahren Pause kehrte der gute alte Leipzig- Marathon als Präsenzlauf zurück.

Eigentlich war es wie immer: die bewährte Laufstrecke zwischen Sportforum, Innenstadt und Völkerschlachtdenkmal war für den Lauf herausgeputzt, die treue Anhängerschaft – sogar mit dem Sieger und der Siegerin des letzten Rennens vor Corona, Nic Ihlow (SC DHfK Leipzig) und Yvonne van Vlerken (Team Sirius Europe) – versammelt und stürmte los, nachdem der langersehnte Startschuss gefallen war. Für die Polizei ging das alles viel zu schnell. So war es das erste Mal in der Geschichte des Leipzig Marathon, dass das Läuferfeld seinen Weg ohne polizeilichem Führungsfahrzeug finden musste.

Die Welt des Marathonlaufs ist im Aufbruch

Wider Erwarten hatte sich in den Coronajahren der nationale und internationale Marathonlauf rasant entwickelt.

Den Leipziger Läufern Marcus Schöfisch und Nic Ihlow gelangen im Vorfeld der Veranstaltung mit 2:15:05 und 2:15:07 neue persönliche Bestzeiten.

In Valencia hatte sich am 5.12.2021 Amanal Petros (Berlin) den Deutschen Rekord mit einer Zeit von 2:06:07 Stunden gesichert. Die Frauenbestzeit hielt bereits seit dem 23.09.2008 Irina Mikitenko mit 2:19:19 Stunden.

Ausdruck des aktuellen Marathonbooms sind auch die jüngsten Weltrekorde. Am 24.09.2023 schraubte die Äthiopierin Tigist Assefa in Berlin die Bestmarke auf 2:11:53 Stunden. Der Kenianer Kelvin Kiptum steigerte den Rekord am 08.10.2023 in Chicago. Er lief 2:00:35 Stunden und blieb damit nur 35 Sekunden über der lange als unerreichbar gegoltenen 2-Stunden-Marke.

Bereits 2019 hatte der Kenianer Eliud Kipchoge bewiesen, dass es dem Menschen möglich ist, die Marathonschallmauer von 2 Stunden zu durchbrechen. Noch brauchte er dafür fremder Hilfe – deswegen galt der Lauf nicht als offizieller Wettkampf, sondern nur als Experimentallauf. 41 Tempomacher unterstützten den Rekordläufer. Sie bildeten eine Art Kokon um ihn, so dass er stets in ihrem Windschatten laufen und somit Kraft sparen konnte. Äußerlich glich das Ganze der V-Form eines Vogelschwarms. Vielleicht ist das die Zukunft:Vögel als Lauflehrer!

Der Leipzig-Marathon passt sich in die neue Marathonlandschaft ein.

Mit Berlin- oder Chicago kann Leipzig nicht mithalten. Als Breitensportereignis trägt der Leipziger Lauf aber dazu bei, alte und neue Leidenschaften für das Laufen zu wecken. Mit seinem Neustart in Leipzig hatte der Oldtimer bereits wieder 659 (115 Frauen / 544) Finisher. Hinzu kommen tausende Teilnehmer an den Rahmenwettbewerben, unter ihnen wieder frühere und jetzige Weltrekordler und Olympiasieger aus anderen Sportarten. Sie bildeten den goldenen Rahmen für seine Majestät, den Marathon. Zu ihnen gehörten im Halbmarathonskating die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, im Halbmarathonlauf der Radrennfahrer Jens Lehmann und der Kanu-Slalom-Spezialist Jan Benzien und im 10-km-Lauf der Triathlet Martin Schulz.

Sieger: Nic Ihlow / Leipzig

Nic Ihlow war sich nicht sicher, ob sein Plan, ein zweites Mal zu siegen, aufgehen könnte. In der Vorbereitungsphase musste er zu viele Trainingsstunden ausfallen lassen oder durch Allgemeintraining ersetzen: erst streikte die Achillessehne, dann der Ischiasnerv. Trotzdem absolvierte er ein Trainingslager in Kenia und fieberte weiter dem Tag seiner Titelverteidigung entgegen. Doch dieser begann mit einer Erkältung. Da ist es immer ein gesundheitliches Risiko, zu starten. Nic Ihlow wollte davon aber nichts wissen.

Die erste Runde ging schwer. Doch in der zweiten Laufhälfte stellte sich allmählich ein gutes Laufgefühl ein. Er fand seinen Laufrhythmus und konnte sich sogar von seinem anfänglichen Begleiter Sebastian Nitsche lösen. Mit der erreichten Zeit war er nicht zufrieden. Mit dem Sieg aber schon. Der Niedersachse Fabian Amtsfeld aus Rosche kam als Dritter aufs Treppchen.

Der zweite Leipziger 2:15-Stunden-Mann, Marcus Schöfisch, startete in Wien statt in Leipzig. Auch ihm gelang keine neue Bestzeit.

Siegerin: Yvonne van Vlerken / Niederlande / Leipzig

Yvonne van Vlerken hieß die Favoritin – und sie siegte auch. Allein und souverän spulte die in Leipzig lebende Triathletin und Trainerin in 2:44:27 Stunden die Strecke ab – und sogar schneller als 2019! Etwa eine Viertelstunde später schafften es auch zwei Tschechinnen, unter der 3-Stunden-Marke zu bleiben. Beste Leipzigerin war die 40-jährige Ultramarathonläuferin Christine Fischer Bedtke (LG Exa Leipzig e.V.).

Am Rande

Nicht wegen seiner sportlichen Qualität, sondern wegen seiner Fairness gegenüber dem dritten Geschlecht, geriet der 45. Leipzig Marathon in die Schlagzeilen von überregionalen Zeitungen. Erstmals in der Geschichte des Laufs hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, ihr Geschlecht als männlich, weiblich oder divers anzugeben.

Nach Boston gehört damit Leipzig weltweit zu den Veranstaltern, die sich vorurteilsfrei dieses Problems annehmen.

Geplanter Termin: 26.04.2020 / Virtuelle Ausführung: 18.04.2020 – 03.05.2020

Der Lauf unter den Bedingungen der Coronakrise

Ende Januar des Jahres 2020 trat auch in Deutschland das lebensbedrohende Coronavirus auf. Um seine Verbreitung einzudämmen, schränkten die dafür zuständigen Stellen die Kontaktmöglichkeiten zwischen den Menschen ein und sagten demzufolge auch eine Vielzahl von Veranstaltungen ab. Aber der Leipzig Marathon lief noch wochenlang unter „nna“ – dem Kürzel für „noch nicht abgesagt“. Es stand für die Hoffnung, dass es mit dem 44. Lauf vielleicht noch klappen könnte.
Doch am 18. April 2020 starb diese Zuversicht. Der Leipziger Stadtsportbund als Veranstalter des Laufs teilte im Sportteil der Leipziger Volkszeitung mit: „Leipzig-Marathon abgesagt“. Damit waren auch die drei kleinen Buchstaben „nna“ tot – am Wettkampftag gab es keinen Starter und keinen Startschuss mehr, kein Starterfeld und auch keine Zuschauer. Ab 25.06.2020 ereilte die Großen der Branche ebenfalls dieses Schicksal. Statt „nna“ mussten nun auch der 46. Berlin-Marathon ( Termin: 27.09. 2020 ) und der 50. New York-Marathon (Termin: 01.11.2020) für ihre Mitteilungen das frustrierende Wörtchen „abgesagt“ verwenden.
Dabei hatte die Vorbereitung auf die Saison gut angefangen. Das milde und schneefreie Wetter ermöglichte allen Laufenthusiasten ein effektives Training. Dem „grünen“ Läuferwinter würde bestimmt ein „goldener“ Läufersommer folgen – und nun das! Auf unbestimmte Zeit verbaten sich ja nahezu alle Sportveranstaltungen. Zu mächtig und zu listig war der neue Gegner, um ihm auch noch einen roten Teppich auszurollen.

Ambitionierten Sportlern, darunter den Läufern, gelang es aber trotzdem, weiter aktiv zu sein und sich miteinander zu messen. Das Zauberwort hierfür hieß „virtuell“. Das Zaubern war einfach: Der Teilnehmer läuft die ausgeschriebene Wettkampfstrecke für sich allein und übermittelt seine real erzielte Laufzeit an den Veranstalter. Dieser fügt die gemeldeten Einzelergebnisse zu einer Ergebnisliste aller Teilnehmer zusammen – obwohl, wie bei einem klassischen Wettkampf üblich – die aufgeführten Teilnehmer gar nicht gegeneinander antraten. Es handelt sich demzufolge auch nicht um reelle, sondern lediglich um gedachte bzw. virtuelle Listen, die auf diese Art entstehen und deswegen auch gesondert geführt werden.

Aus dem abgesagten 44. realen wurde so der angesagte 44. virtuelle Leipzig Marathon – oder, wenn man so will, der Lauf Nr. 1 nach Beginn der „Corona-Zeitrechnung“. Die klassischen Heimtrainingsmittel der Ausdauersportler, „Pool“, „Rolle“ und „Band“, kamen so zu neuen Ehren – ebenso das Fairplay, das ja die selbst erfassten Laufzeiten erst zu geeigneten Bausteinen für die virtuellen Ergebnislisten macht.

Die Bereitschaft war groß, den 44. Leipzig Marathon als „Virtuell Run“ zu gestalten. Viele Teilnehmer hatten bereits in der Vor-Corona-Zeit ihren „realen“ Start eingeplant und bezahlt. Zum Nichtstarten und zur „Startgeld-zurück-Kampagne“ war deshalb die virtuelle Variante eine gute und solidarische Alternative.
Ganz real erfolgte aber weiterhin die Übergabe der T-Shirts und der Finisher-Medaillen – nur diesmal nicht an den üblichen Verkaufsständen bzw. durch die Medaillen-Mädchen, sondern direkt in der Geschäftsstelle des Veranstalters bzw. durch die Post. Auch die Urkunde über die erbrachte Leistung konnte sich jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin als „Print-at-Home-Urkunde“ ganz real ausdrucken.
Insgesamt nahmen 1901 Läufer und Läuferinnen an den traditionell angebotenen Disziplinen der Veranstaltung teil. Von diesen liefen 146 Teilnehmer – 127 Männer und 19 Frauen – die volle Marathonstrecke. „Die verrückten Englerts zum Zweiten“ – Luca, Claudia, Lea und Vater Matthias Englert – aus Leipzig teilten sich die Strecke und brillierten als einzige Staffel.

Virtueller Sieger: Jason Korbin / Leipzig

Jason Korbin, Leipzig, Ironman 2b. Diese Firmierung klingt wie ein Heldenprojekt, das gerade von einer Filmcrew in Szene gesetzt wird. Doch in Wirklichkeit verbirgt sich dahinter der Tennisspieler, Triathlet und Läufer Jason Korbin. Er lief seinen Leipzig Marathon unter drei Stunden und landete damit auf dem ersten Platz der virtuellen Rangliste. Der Fußballspieler Christoph Wegener aus Altenburg blieb ebenfalls unter dieser Marke, brauchte aber 35 Sekunden mehr für seine Tour.
Constantin Jacob aus Ulm schaffte es auf den dritten Rang. Er – eigentlich als Triathlet (olympische Distanz) unterwegs – und sein Lauffreund aus Magdeburg hatten sich für den Leipzig Marathon 2020 viel vorgenommen und gaben Vollgas im Training. Aber dann kam Corona und zwang ihn und seine Familie in eine zweiwöchige Quarantäne. Nach dieser „Vollbremsung“ kam das Angebot des Veranstalters, den Lauf virtuell durchzuführen, gerade recht. Constantin Jacob schilderte das so:
„Der Lauf selber hätte …schöner nicht sein können. Ich bin zu Hause in Ulm direkt an der Donau bei Kaiserwetter gelaufen. Mein Freund in Magdeburg ist zeitgleich gestartet. Zuvor hatte ich mir einen Rundkurs à 10,6 km rausgesucht. Damit war die Verpflegung für mich ein Leichtes. So konnte ich mir aller 10 km eine Wasserflasche und ein Gel aus dem Gebüsch holen. Unterstützt wurde ich von einem Trainingskameraden, der die ersten zwei Stunden mit mir gelaufen ist. Und auf der letzten Runde ist meine Frau mit meiner kleinen Tochter auf dem Rad mitgefahren…Mit knapp über drei Stunden war ich nach der ganzen Vorgeschichte mehr als zufrieden und stolz, dass ich es doch durchgezogen habe“.

Übrigens: Bei einem „echten“ Wettkampf hätte er auf seinen Magdeburger Freund möglicherweise noch ein halbes Stündchen warten müssen. Aber er schaffte es auf alle Fälle mit auf die Liste: Christian Schneider (USC Magdeburg / Abteilung Triathlon), 3:40:47 Std.

Virtuelle Siegerin: Pia Bohland / Borken

Pia Bohland steht in der virtuellen Ergebnisliste der Frauen ganz oben. Für die Frankfurterin, die nach Starts in Frankfurt, Braunschweig und Rotterdam (hier 2019 mit einer Bestzeit von 3:12 Std.) in Leipzig ihren vierten Marathon absolvieren wollte, war es „glasklar“, an ihrem Vorsatz festzuhalten, auch wenn Corona das nur virtuell zuließ.
Sie startete 9:00 Uhr, gleich von zu Hause aus, auf der Straße in Richtung Nidda. Ihr Freund und Trainer Lasse, der sie auf einem ausgeliehenen DB-Bike (=Leihfahrrad der Deutschen Bahn) begleitete und von hier aus umsorgte, achtete auch auf das Lauftempo: die erste Hälfte etwas langsamer, die zweite Hälfte deutlich schneller.
„Der Lauf an sich hat sehr viel Spaß gemacht“, berichtete sie in einer E-Mail, “und ich bin auch einigen Läufern begegnet. Der Zieleinlauf war dann aber doch etwas „traurig“. Ich denke, für jeden Läufer ist der Zieleinlauf das Beste! Ich laufe dann auch gerne noch etwas schneller und lache etwas breiter, sofern es möglich ist. Mein Zieleinlauf dieses Mal war einfach mitten auf der Straße. Distanz erreicht. Marathon absolviert. Einfach so…“

Vanessa Monath hat sich ebenfalls nicht von der virtuellen Laufvariante abschrecken lassen. In der Leipziger Marathonchronik steht ihr Name bereits in der Ergebnisliste von 1999. Er findet sich dort an dritter Stelle, obwohl die Berlinerin da noch in der Jugendklasse startete. Wer schon seit so vielen Jahren mit dem Leipziger Oldtimer verbunden ist, kann ihn ja auch in schweren Zeiten nicht einfach so im Stich lassen …
Claudia Friedrich startete für das Leipziger Team „Freunde der Stoppuhr“. Vielleicht zeigte ihr auch deshalb ihr eigener Zeitmesser eine gute Laufzeit an?

Am Rande: Corona ist nicht gleich Corona

Corona ist ein altes lateinisches Wort für Krone. Im Sportbereich steht es von jeher für Kranz: Ehren- oder Siegerkranz. 1925, bei den ersten Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten im Marathonlauf, wurde ein solcher für den Deutschen Meister Paul Hempel schmerzhaft vermisst. „Weiß man in Leipzig nicht, dass dem Sieger im Marathonlauf der Kranz über alles geht? Hat man nicht immer den Marathonsieger mit dem Kranz geschmückt?“ fragten in der Zeitschrift „Der Leichtathlet“ Nr. 37 vom 16.09.1925 die Kritiker.Eine Siegerehrung ohne Kranz aus Eichen- oder Lorbeerlaub wollten sie dem Veranstalter nicht einfach so durchgehen lassen.
Ein Verzicht auf das lieb gewonnene Stück wäre ihnen sicher leichter gefallen, wenn sie gewusst hätten, dass fast 100 Jahre später das schöne Wort Corona nicht nur für Glanz und Gloria oder für eine geschätzte mexikanische Biermarke steht, sondern auch für ein Virus, das Tod und Verderben bringt.

In Leipzig bewirkte das bittere „abgesagt“ des Veranstalters aber auch, dass sich am frei gewordenen Marathon-Wochenende nicht nur viele der bereits gemeldeten Teilnehmer des Leipzig Marathon, sondern auch verschiedene andere Laufanbieter und Lauffreunde anschickten, wenigstens virtuell ihren eigenen Ehrenkranz zu flechten. Corona gut gegen Corona böse sozusagen.
Die Sportstadt-Leipzig-GmbH veranstaltete einen Charity-Lauf. Dabei ging es um das Einwerben von Spenden für Sportvereine, die durch das Corona-Virus in Not geraten waren. Die beiden Leipziger Lauforiginale Roman Knoblauch und Michael Fischer-Art – der eine Sportmoderator, der andere Künstler – sorgten für die Aufmerksamkeit, die so eine Aktion braucht. Im Laufschritt unterstützten sie mit ihrer (weltweit einmaligen?) 2-Personen-Marathon-Show genau 5:58 Stunden lang das Anliegen des Veranstalters. Dann war ihr Auftritt beendet. Mit Schmerz, Witz und Abstand hatten sie die komplette Marathondistanz von 42,195 km bewältigt! Ihr technischer Begleiter war der Leipzig-Marathon-Sieger von 2019, Nic Ihlow. Er hatte es auf sich genommen, mit einem E-Lastenfahrrad den Kameramann zu kutschieren. Seinen Kameraden beizustehen war ihm in diesem Falle wichtiger, als der eigene Glanz.
Im Laufmodus waren auch die Asse vom Sportverein Lauftraining com. Unter Trainer Ronny Martick liefen Marcus Schöfisch, Sebastian Nitsche, Max Betsch, Sascha Strötzel, Benjamin Lindner und außerdem viele, viele „Ghostrunner“ ihre Wunschdistanz: 5 km, 10 km oder Halbmarathon.
Die Corona-Abwehr fordert von den Läufern – wie von anderen „Kontaktsportlern“ auch – einen besonders hohen Preis: den Verzicht auf ihre Gemeinsamkeit. Einzeln statt zusammen, dividieren statt addieren heißen ihre streng verordneten Lebensregeln.
Die Hoffnung bleibt, dass für den 45. Leipzig Marathon nicht erneut ein „abgesagt“ gilt. Dann wird es vielleicht sogar, wie bereits 1925 von den Marathonenthusiasten ersehnt, ein Lauf mit Corona, dem hehren Kopfschmuck für den Sieger. Dazu die Jubelrufe: „Corona ist tot. Es lebe Corona!“

Sieger: Nic Ihlow / Leipzig

Tatendurstig und voller Energie stand der Lehrer-Student Nic Ihlow (SC DHfK) am Start – gemeinsam mit 717 Konkurrenten aus 79 Ländern. Schon 3 Tage vorher, auf der Pressekonferenz im Hotel Gutenberg-Galerie, hatte er verkündet, dass er eine Zeit von 2:23 Stunden schaffen wolle. Diese Nachricht erfreute die Journalisten: Seit 2015 war kein Sieger so schnell gewesen. Zur Startzeit regnete es. Die Temperatur lag bei 2°C und kletterte im Laufe des Vormittags auf 6 °C. Spätwinter sozusagen. Für große Pläne war das einfach zu kalt. Als Gegenmittel blieben nur: gleichmäßig laufen und kämpfen. Nic Ihlow und sein Vereinskamerad Sascha Strötzel gingen die erste der beiden Runden gemeinsam an. Die Zwischenzeit stimmte, die Zielzeit schien erreichbar. Aber ab der zweiten Runde war der Debütant auf sich allein gestellt – allein gegen die Nässe, die Kälte und den „Wattfraß“. Bei Kilometer 34 meldete dieser: „Batterie fast leer“. Jetzt war der Marathongeist in Ihlow gefragt. Der hämmerte: nicht nachlassen, immer einen Fuß vor den anderen setzen, ja nicht klein beigeben! Im Ziel dann der Lohn: Erster! Endlich Asphalt zum Niedersinken! Dazu eine Laufzeit in der Nähe der Wunschzeit – und liebe Hände, die ihn aufrichteten und wärmende Sachen reichten. Und schließlich ein Extra: ein Siegerinterview mit Roman Knoblauch, dem mitfühlenden Moderator. Gabriel Svajda (Slowakei), der Sieger von 2018, und Marc Werner (LFV Oberholz), der Sieger von 2016, belegten diesmal die Plätze zwei und drei. Svajda nutzte die Gelegenheit für einen Heiratsantrag. Vor Kälte zitternd gelang es ihm, seiner Angebeteten einen Ring an den Finger zu stecken. War das auch eine Botschaft an seine Fans? Verausgabe Dich nie! Ein bisschen Energie muss für die wichtigen Dinge des Lebens immer noch bleiben.

Siegerin: Yvonne van Vlerken / Niederlande Die Leipziger kennen die Niederländerin als Weltklasseathletin und als Ehefrau des Leipziger Triathleten Per Bittner. Bereits seit 2013 hält sie mit 1:17:15 Std. den Leipziger Veranstaltungsrekord auf der Halbmarathonstrecke. Das sind Bonuspunkte für die Zuneigung und damit für den Beifall der Leipziger Zuschauer. Aber laufen musste sie natürlich selbst. Denn wenn es um sein Ansehen geht, kennt Seine Majestät, der Marathon, keine Gnade – nicht gegenüber den Frauen, nicht gegenüber der Kälte. Um so erstaunlicher war das Laufresultat des „Flying blond Dutch- Girls“: Erster Platz in 2:47:53 Stunden. Das waren 8 Minuten Vorsprung vor der Leipzigerin Karoline Robe und weitere etwa 4 Minuten vor der in Leipzig wohnenden und für den SC DHfK startenden Engländerin Gillian Allen. In der Geschichte des Leipzig Marathon erkletterten damit zum siebenten Male drei Frauen das Siegerpodest mit Zeiten unter drei Stunden! Die erreichten Resultate eignen sich für die einschlägigen Bestenlisten. Schließlich sind sie auf einer von John Kunkeler, dem zertifizierte Berliner Vermesser, und dem Team der Leipziger Streckenwarte um Steffen Gottert, Joggel Lange und Peter Schütze, exakt vermessenen Strecke erzielt worden.

Am Rande

Auf dem Campus der Leipziger Universität an der Jahnallee, direkt vor dem Eingang zum Meldebüro für den Marathon, zog eine schwarze Limousine die Blicke der Läufer auf sich: Ein BMW i8 – das Energiesparauto von BMW, einem Hauptsponsor der Veranstaltung. Mit Elektroantrieb versehen – und daher auf leisen Sohlen, sollte es am kommenden Tag die Wagenkolonne anführen, die die Marathonläufer traditionell begleitet. Michael Giehm vom Leipzig Marathon e.V., der vorgesehene Fahrer, freute sich schon diebisch auf seinen Einsatz. Einen Tag später saß er aber, nicht weniger stolz, in einem Ersatzfahrzeug. Das Vorführauto hatte bei seiner Präsentation so viel Energie gelassen, dass es sich am Einsatztag krank melden musste.

Auf der Strecke fehlte ein allen bekanntes Gesicht. Der 77-jährige Streckenreporter Peter Strauß, seit 1977 mit dem Lauf verbunden, war aus gesundheitlichen Gründen von Stadtsportbund-Chef Uwe Gasch aus dem aktiven Sprecherdienst verabschiedet worden. Seinen „Beobachterstatus“ behielt der Leichtathletikexperte aber noch. Auf seine Zeitungsbeiträge müssen die LVZ-Leser also auch künftig nicht verzichten.

Der Lauf war ein guter Anlass, das neue Buch von Frank Gottert: „Marathonstadt Leipzig“ vorzustellen. Alle Marathonläufe, die je in Leipzig stattfanden, sind darin erfasst und beschrieben. Das betrifft die 40-km-Distanzläufe von 1897 und1898, die Marathonläufe der Turner von 1925 und 1930, die ersten deutschen Meisterschaften der Leichtathleten 1925 von Halle nach Leipzig, die Leipziger Läufe von 1938 (Gedenklauf 125 Jahre Völkerschlacht) und 1939 (Deutsche Meisterschaften). Hinzu kommen die Läufe, darunter die DDR-Meisterschaften, der 1950er und 1970er Jahre. Bis in diesen Zeitabschnitt hinein ist dort jeder Name, jeder Verein, jeder Jahrgang, jedes Ergebnis – vom ersten bis zum letzten Platz – aufgeführt, um möglichst wenig Marathongeschehen dem Vergessen preiszugeben. Alles, was erfassbar ist, wurde erfasst. In der „Neuzeit“ des Marathons griff das Vollständigkeitsprinzip nicht mehr. Da musste sich der Autor mit der Wiedergabe der ersten 20 Läufer, der ersten 20 Läuferinnen – wenn überhaupt so viele am Start waren – und der ersten 6 Mannschaften begnügen.

Aber: das vorliegende Buch ist kein Zahlenbuch. Es ist ein Lese-und Nachschlagebuch. Im Personenregister sind fast 1000 Namen vermerkt, die im Text und in den Bildunterschriften stehen. Nicht mitgerechnet sind dabei die Namen aus den Ergebnislisten. Dazu kommen viele Geschichten, die um den Marathonlauf kreisen – unabhängig davon, ob es ein früherer Leipziger Lauf, der Leipzig Marathon, der Mitteldeutsche Marathon (sofern er Leipzig einbezog), der Auenseemarathon oder der Leipziger Wintermarathon ist.

Mit seinen 372 Abbildungen und den Ergebnislisten von 87 Läufen ist das Marathonbuch ein ganz schöner Wälzer geworden. Der Leipziger Universitätsverlag hat ihn als Avance an die Marathonläufer, die je in Leipzig gelaufen sind, hergestellt – für die älteren zum Erinnern, für die jüngeren zum Träumen. Wer so ein Buch hat, kann die Reise durch die Leipziger Marathonwelt jetzt gleich und dazu auch noch vom Sofa aus beginnen.

Das Buch gibt es im Buchhandel und auch direkt beim Autor.
Dieser schickt es jedem Besteller ohne Versandkosten zu.
Die Daten zum Buch: Marathonstadt Leipzig. Die Marathonläufe in Leipzig von 1897 – 2018
Leipziger Universitätsverlag ISBN: 978-3-96023-232-2 Preis: 29,- €

Kontakt zum Autor:
Frank Gottert (Leipzig Marathon e. V.)
Lobelienweg 79, 04288 Leipzig
frank@gottert.de

Sieger: Gabriel Svajda

Leipzig Marathon 2018, das hieß auch: 42 Jahre x 42,195 Kilometer. Genau so stand es auf den T-Shirts des Tages. Christian Hupel (Triathlon Jena) und Lukasz Kondratowicz (Faurecia Walbrzych) genügte dieses Zahlenspiel nicht. Mit ihren 2:42er-Laufzeiten setzten sie es kurzerhand fort. Damit belegten sie aber „nur“ den zweiten und dritten Platz – der erste Platz war weg. Den holte sich Gabriel Svajda aus der Slowakei. Mit einer Bestzeit von 2:29:56 Stunden hatte er 2015 auf der gleichen Leipziger Strecke schon einmal vom süßen Leipziger Marathongift genascht. Nun, nach dreijähriger Inkubationszeit, entfaltete es seine ganze Wirkung und brachte ihm den Sieg.
Die Sonne sorgte in der Mittagszeit für Temperaturen von über 25 °C – also für „Kaiserwetter“ wie im Vorjahr. Sie machte damit nicht nur Svajda und seinen Mitkämpfern das Leben schwer, sondern verwandelte auch den „Frühjahrsklassiker“ Leipzig Marathon in einen „Sommerlauf“. Rekorde waren unter solchen Bedingungen nicht zu erwarten. Das wussten auch die drei Nächstplatzierten Karsten Schubert, Alexander Martin und Gernot Pörner. Selbst wenn sie mit ihrer Platzierung nicht ganz zufrieden waren, hielten sie doch die Leipziger Vereinsfahnen hoch – an 13 Streckenpunkten sogar bei Musik und Trommelwirbel.

Siegerin: Juliane Meyer

Juliane Meyer (BMW-Team des SC DHfK Leipzig) prägte das Frauenrennen. Vereinskameradin Sandra Boitz, Leipzig Marathon-Siegerin 2013, hätte ihr sicher gefährlich werden können. Aber sie holte sich lieber ihren 8. Halbmarathonsieg! Allein auf sich gestellt, teilte Juliane Meyer ihre Kraft gut ein und erlief sich ihren dritten Erfolg auf der langen Strecke. Mit gut 9 Minuten Rückstand wurde Saskia Mangold aus Halle Zweite. Sie bestritt bereits ihren siebenten Marathonwettkampf. Unter Leipzigs brennender Sonne war die ehemalige Skilangläuferin aber froh, heil und ganz vorn mit durchs Ziel gekommen zu sein. Weitere 11 Minuten dauerte es noch, bis Dorothea Stepan (LG eXa Leipzig) eintraf. Das bedeutete: Nach mehreren Anläufen durfte auch sie einmal mit aufs Treppchen. Dr. Katherine Fairhurst aus Dornreichenbach / Landkreis Leipzig gelang das noch nicht. Als Letzte des Feldes belegte sie in der Frauenwertung den 95. und in der Gesamtwertung (Männer und Frauen) den 599. Platz.

Am Rande Zum Leipzig Marathon 2018 kamen fast 10 000 Teilnehmer – die größte Teilnehmerzahl, die es je bei einer Marathonveranstaltung in Leipzig gab. Das ist Wachstum gegen den Trend. Dahinter steckt das hohe Engagement des Veranstalters. Aber das allein? Aufschluss darüber gaben zwei Amerikaner, die aus Texas angereist waren und im Meldebüro ihre Startunterlagen abholten. Nebenbei erwähnten sie, dass sie eigentlich nach Deutschland gekommen waren, um einen Porsche zu kaufen. Der sei in Leipzig – trotz Reisekosten, trotz Überführungskosten, trotz Nebenkosten für den Lauf – billiger, oder wenigstens nicht teurer als in Amerika. Aber das Beste an ihrem Besuch sei, dass sie auf den deutschen Autobahnen – im Gegensatz zu den amerikanischen Zuckelpisten – das gute Stück auch gleich testen könnten. Einmal über 200 Stundenkilometer fahren – das war es, was sie nach Leipzig führte. Dazu der Lauf. Fazit: Mehr Porsches = mehr Amerikaner = mehr Laufteilnehmer. So einfach ist es, gegen den Trend zu wachsen.

Sieger: Bartosz Olszewski

Kaiserwetter! Der Veranstalter freute sich darüber. Bartosz Olszewski, der Sieger aus Warschau, teilte diese Freude nicht. Bei etwas weniger Sonne hätte er bestimmt seine Bestzeit aus dem Jahre 2015, wo er hinter dem Äthiopier Tebelu Abebe Tekalegn Zweiter geworden war, erreichen können. Den Sieg des Polen konnte Lokalmatador Maik Willbrandt (BMW-Team des SC DHfK Leipzig), der ihn von Anfang an verfolgt hatte, aber nicht gefährden. Am Schluss fehlten ihm nur zwei verflixte Minuten! Weitere 7 Minuten später kam Pjotr Mierzejewski aus Siedlce, dann Dr. André Fischer aus Dresden. Diese vier blieben noch unter der Siegerzeit des Vorjahrs. So gesehen war das von manchen Läufern beklagte Kaiserwetter doch ganz gutes Marathonwetter. Königswetter aber auf alle Fälle.

Siegerin: Juliane Meyer Carina Schipp, Juliane Meyer, Laura Clart – das waren die Namen, die als mögliche Siegerinnen immer wieder im Gespräch waren. Zu Recht. Alle drei hatten ja schon einmal gewonnen. Doch wer siegen will, muss erst einmal antreten. Carina Schipp verzichtete. Sie entschied sich für den Halbmarathon. Laura Clart klagte über verletzungsbedingte Ausfälle, stand aber dann doch am Start. Ebenso wie Juliane Meyer, die aber gut vorbereitet war und ihre Chance sah, den Lauf nach 2015 ein zweites Mal zu gewinnen. Zwei Runden waren zu laufen. Bereits nach der ersten Runde lag sie weit vor dem Feld. Die gehandicapte Laura Clart lief gemeinsam mit ihrem Trainer Frank Hennig. Sie konnte nur versuchen, den zweiten Platz, den sie sich trotz allem erkämpft hatte, zu halten. Wenn die Achillessehne streikt, ist kaum mehr zu machen. Im Ziel lag sie etwa 5 Minuten hinter Juliane Meyer. Diese hatte im Alleingang und mit einer Zeit von unter 3 Stunden ihren zweiten Sieg erkämpft. Den dritten Platz belegte die 40-jährige Dresdnerin Janine Molnar. Sie war zugleich die Siegerin in ihrer Altersklasse..
1977 – 2016: 40 Jahre Leipzig Marathon. Alle Plakate, T-Shirts und Medaillen, die mit diesem Ereignis etwas zu tun hatten, kündeten mit einer großen 40 von diesem Jubiläum. Im Marathonhotel „Atlanta“ fanden eine Pressekonferenz und ein Empfang statt. Die dort versammelten Stadtpolitiker, Marathonorganisatoren und Marathonsieger – kurz: alle anwesenden Freunde des Leipzig Marathon – waren sich darin einig, dass der Lauf auch künftig große Jubiläen feiern wird. Weit vorausschauend, hat Roland Winkler, der 69-jährige Sieger des ersten und Finisher des 30. und 40. Laufs, seinen Start zum 50. Jubiläum im Jahre 2026 bereits angekündigt. Vielleicht tragen sich die 6-fachen Sieger der Laufserie, Tatjana Semjonowa und Dr. Klaus Goldammer, auch mit dem Gedanken, dann zumindest als Gäste wieder mit dabei zu sein.

Sieger: Marc Werner

Das Wetter bot alles: Flockenwirbel, Wind und Sonnenschein. Zunächst machte der in Schweden lebende Lette Dimitris Vorobjovs Tempo, gab aber nach der Hälfte des Rennens auf. Die Verfolgergruppe mit Marc Werner, Per Bittner und Robert Klein blieb bis Kilometer 32 zusammen. Dann machte sich Marc Werner frei und erlief sich den Sieg.

Siegerin: Laura Clart

Die 21-jährige Biologiestudentin aus der Trainingsgruppe von Trainer Frank Hennig fühlte sich gut und lief unbekümmert ihren ersten Marathon. Die angestrebte Zielzeit von 2:50:00 Std. erreichte sie diesmal allerdings noch nicht. Vielleicht war sie zu schnell angegangen.
Die Berliner Ultramarathonläuferin Patricia Rolle sicherte sich den zweiten Platz vor der viermaligen Siegerin Carina Schipp, die nun schon seit 2008 zur absoluten Spitze dieser Laufveranstaltung gehört.

Sieger: Tekalegn Tebelu Abebe Die äthiopische Nationalhymne verlangt: „Marschiere voran, liebe Mutter Äthiopien“. Tekalegn Tebelu Abebe, der auf Einladung der Stadt und aus Anlass der 1000-Jahres-Feier Leipzigs am Marathon teilnahm, nahm diesen Auftrag ernst, machte ab dem 9. Kilometer allein Tempo und siegte mit 3 bzw. 5 Minuten Vorsprung vor den beiden Polen Bartosz Olszewski und Jakub Szymankiewicz. „Fast wie Bikila Abebe“ schwärmten die älteren Sportfreunde, die sich noch an den Olympiasieger von 1960 und 1964 erinnern konnten. Jakob Stiller hätte den neuen Abebe vielleicht bezwingen können, aber er stand nicht mehr im Marathontraining. Jetzt war es an Maik Willbrandt, der aus Born am Darß zum SC DHfK gekommen war, diesen Part zu übernehmen. Immerhin war er diesmal schon Vierter geworden.
Siegerin: Juliane Meyer Sentayehu Getachew Gebremedhin konnte dem Beispiel ihres siegreichen Landsmannes nicht folgen. Zu schnell angegangen, musste sie nach der Hälfte der Strecke den Kampf aufgeben. Juliane Meyer aus Leipzig, anfangs ebenfalls zu schnell unterwegs, biss sich aber durch und rettete sich, völlig ausgepumpt, ins Ziel. Solche Kämpferinnen sind kaum zu schlagen. Das merkte auch die Musikerin Katja Borggrefe aus Halle, die beim Leipzig Marathon nun schon zum 3. Mal Zweite wurde. Vielleicht fand sie Trost bei den Leipziger Stadtmusikanten, die an 12 Streckenpunkten für Stimmung sorgten – auch für sie und die nachfolgende Anna Zauner, einer Österreicherin. Nach dem Lauf hatten die Fans in der Ernst-Grube-Halle Gelegenheit, mit den Gästen aus Äthiopien ein paar Fotoaufnahmen zu machen.

Sieger: Benedikt Heil

„Erbarme, die Hesse komme“. Dieser Songtext mag den Heroen der Leipziger Marathonszene in den Ohren geklungen haben, als sie erfahren hatten, dass Benedikt Heil, ein 2:26-Stundenmann, zum Lauf nach Leipzig kommt. Da Jakob Stiller nur die 10 km lief, war die Befürchtung, der Triathlet aus Friedberg könne die regionale Elite auseinander nehmen, wohl begründet. Das Stoßgebet half aber nicht. Ohne Erbarmen setzte der Hesse auf Tempo. Im Spurt rang er auch Lars Rößler nieder, den Mann, der ihn bis zum Schluss die Stirn geboten hatte. Danach war er ganz Charmeur: „Es ist ein schöner Lauf in einer tollen Stadt“.

Siegerin: Anja Jakob

Carina Schipp kämpfte um ihren 5. Sieg. Die Rechnung besagte: Sandra Boitz war nicht da und Nora Kusterer lief den Halbmarathon. 2 harte Konkurrentinnen fehlten – aber 2 blieben: Katja Borggrefe, die Hornistin aus Halle und Anja Jakob, die Bauingenieurin aus Klingenthal. Wer, wie Letztere, von dort kommt, kann gut Ski fahren, aber auch gut Musik machen. Nachdem sie bereits beim Rennsteiglauf erfolgreich war, gab sie auch in Leipzig den Ton an. Carina Schipp ackerte. Doch ihre Muskeln verweigerten den Dienst. Hinter Katja Borggrefe wurde sie Dritte und meinte: „Ich bin froh, dass ich angekommen bin. So hart war es noch nie“.

Sieger: Jakob Stiller

Diesmal für das LAZ Leipzig startend, gelang Jakob Stiller der 3. Sieg. Aus dem guten Pferd Jakob Stiller war der einsame Reiter Jakob Stiller geworden. Allein vor dem Feld, wurde sein Ringen um eine gute Zeit immer härter. Aber bei unter 2:30 Stunden – da konnte keiner meckern. Doch Reserven gab es: Nicht bei jedem Wettkampf muss ein Marathonläufer gegen starke Böen kämpfen oder hinter dichten Büschen verschwinden. Kurz vor dem Start schwieg das Starterfeld. Gemeinsam mit dem Oberbürgermeister Burkhard Jung gedachte es der Opfer des Terroranschlags auf den Boston-Marathon und des Todes von Heinrich Hagenloch.

Siegerin: Sandra Boitz

Sandra Boitz (SC DHfK) hatte kurzfristig ihren Hut in den Ring geworfen. Nach 7 Siegen auf der Halbmarathonstrecke wollte auch sie den Marathonerfolg. Am Anfang lief sie mit Carina Schipp, Lars Rößler (LAZ) und Jörg Matthé (DHfK) in einer Gruppe, hatte aber beim Kilometer 30 etwa 15 Meter Rückstand auf ihre Konkurrentin. Bei Kilometer 37 stand es wieder paripari. Jetzt ging sie selbst in Front. Ihrem Angriff konnte Carina Schipp nichts entgegensetzen. Hinter den beiden Auenwaldmädels kam das Schwarzwaldmädel Nora Kusterer (SV Oberkollbach) auf Platz 3 und ganz ohne Kuckucksuhr noch unter 3 Stunden.

Sieger: Jakob Stiller

Jakob Stiller, jetzt „Runners Point Leipzig“, holte sich seinen 2. Sieg. In einer dreiköpfigen Spitzengruppe lief er – wie im Vorjahr – „nur“ mit. Erst auf dem letzten Kilometer zog er an und gewann. Der Mann, der am Anfang des Jahres zum „Leipziger Sportler des Jahres“ gewählt worden war, hatte nach Kröplin, Goldammer, Asperger, Matanin und Salii nun auch den Doppelsieg geschafft. Seine Zeit war etwas schlechter als im Vorjahr, seine Begründung dafür um so besser: „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss“. Braves Pferd. Aber der schöne Spruch geht noch weiter: „Ein sehr gutes Pferd springt so hoch, wie es kann“.

Siegerin: Carina Schipp

Carina Schipp blieb diesmal der Schwedenbitter aus Norrköping erspart. Aber mit Katja Borggrefe aus Halle, 2009 und 2010 Siegerin des Mitteldeutschen Marathon, und Juliane Heinze aus Apolda, 2011 Siegerin des Usedom-Marathon, waren durchaus Rivalinnen am Start, die ihr den angestrebten 4. Triumph streitig machen konnten. Gute Zeiteinteilung war also angesagt. Trainer Frank Hennig rannte diesmal nicht selbst mit, sondern dirigierte seinen Schützling vom Rad aus. Das Ergebnis: der Sieg und eine Zeit unter 3. Zweite wurde die Hornistin Katja Borggrefe. Wer weiß: Vielleicht hätte sie früher zum Halali blasen sollen.

Sieger: Jakob Stiller

Maksym Salii verschlug es an die Saale, Trainer Frank Hennig die Sprache: Ausgerechnet Jakob Stiller, sein Bahnspezialist, wollte den Straßenmeister ersetzen! Doch warum auch nicht? Nicht umsonst hieß ja Jakob auch „Überlister“. Der Neuling lief einfach mit, setzte sich in der Schlussphase von seinen Kontrahenten ab und erreichte als Erster das Ziel. Der Leipziger „Jörg“-Express ließ auf sich warten. Viele „Experten“ hatten vergessen, dass sich in Abhängigkeit vom Baujahr auch die Ankunftszeit ändert. Die aktuellen Fahrplandaten waren: Jörg Richter, M 35, 2:36:41. Jörg Giebel, M 45, 2:37:22. Jörg Matthé, M 40, 2:45:16.

Siegerin: Frida Södermark Frida Södermark aus Norrköping arbeitete als Lehrerin in Berlin, wollte aber auch möglichst viele andere deutsche Städte sehen. Als Läuferin kam ihr da der Leipzig Marathon gerade recht. Während sich Carina Schipp noch mit alten Verletzungen herum plagte, war die Schwedin in guter Verfassung. Sie drückte aufs Tempo und ließ der Leipzigerin keine Chance. Bei Kilometer 36 trug diese nur noch die Hoffnung auf ein Wunder weiter: „Man weiß ja nie, was vorn passiert“. Aber Frida Södermark ließ nichts passieren. Den angepeilten 4. Sieg in der Serie musste Carina Schipp da wohl oder übel noch verschieben.

Sieger: Maksym Salii

Maksym Salii strahlte nach seinem 2. Sieg wie die ukrainische Sonne. Aber auch sonst war er mit ihr im Bunde. Beim Training in Spanien hatte sie ihn begleitet. Beim Wettkampf heute richtete er sich nach ihr. Er lief zunächst hinter Jörg Giebel und Steven Michel, kam dadurch immer besser ins Rennen und konnte sich schließlich von seinen Rivalen lösen. Nur Lars Rößler aus Arnstadt hing noch lange an seinen Fersen. Die Sonne des Künstlers Michael Fischer-Art strahlte auf den Teilnehmershirts. Der Maler Neo Rauch genoss sie jedoch lieber als Läufer – allerdings inkognito und in natura. Und im Medizinzelt behandelten die Ärzte „ihre“ ersten Sonnenstiche.

Siegerin: Carina Schipp

Carina Schipp war gut über den Winter gekommen, hatte sich im spanischen Trainingslager den letzten Schliff geholt und stand nun tatendurstig an der Startlinie. Ernsthafte Gegnerinnen gab es nicht – bis auf die Uhr. Wie im Vorjahr lief auch diesmal wieder ihr Trainer Frank Hennig mit. Jedoch nur bis Kilometer 28. Dann zog sie allein auf und davon. Es rollte und rollte, aber die Füße schmerzten! Zum Glück kam das Ziel: 1. Platz und Hattrick in dieser Serie! Die Uhr sagte: weit unter 3! Da hatte sich doch alles gelohnt. Nur die Zuschauer mussten diesmal etwas länger auf die Verfolgerinnen – diesmal Tanja Stroh und Sabine Andres – warten.

Sieger: Maksym Salii

Lieber Marathon als 10 Kilometer. Das war der langfristige, aber geheimgehaltene Plan des 26-jährigen ukrainischen Langstreckenläufers Maksym Salii vom SC DHfK Leipzig. Er meldete kurzfristig um und ging mit seinen Vereinskameraden Jörg Giebel und Christian Rudolf ans Werk. Die Halbmarathonmarke (1:15:44) passierten sie noch gemeinsam. Dann machte der Medizinstudent ernst und zog allein davon. Mit seiner Ummeldung schwamm Salii gegen den Strom. Die meisten Läufer dachten nämlich eher anders herum: Lieber kurz als lang. Beinahe wären dem Veranstalter deswegen die unteren Startnummern ausgegangen.

Siegerin: Carina Schipp Der Trainer als Schrittmacher. Frank Hennig hatte für seine Athletin keinen geeigneten Hasen gefunden und kurzerhand selbst diesen Part übernommen. Dabei wollte er nur, dass Carina Schipp die 1. Hälfte nicht zu schnell angeht. Das klappte gut, so dass sie im 2. Teil ihre Kontrahentinnen Bianca Stanienda aus Niedersachsen (Siegerin beim Magdeburg-Marathon 2008) und Marion Heisler aus Bayern ein- und überholen konnte. Am Ende reichte es für sie sogar zur Bestzeit – und der Hase kam auch heil durchs Ziel. Die Sozialpädagogin war mit sich und dem Trainer zufrieden. Sie meinte: „Er hat mich unterwegs gut gebremst“.

Sieger: Jörg Matthé

Jörg Matthé vom SC DHfK gewann und bewies: Auch ohne Antrittsgelder für Superstars kommt der Leipzig Marathon an. Auf den letzten Kilometern gelang es ihm, sich von seinen Begleitern Jens Gersonde und Steven Michel zu lösen und auf der Zielgeraden einen glanzvollen Spurt hinzulegen. Marathon als Volkssport. Diese Demonstration war dem Leipziger Laufidol gut gelungen. Den 2. bis 4. Platz holten die Exaner. Zu ihnen gehörten Leute, die vorwiegend in der IT-Branche arbeiteten und sich seit 2006 als „LG eXa“ einen Namen machten. Den 5. Platz belegte Pierre Robic, ein für Markleeberg startender Franzose.

Siegerin: Carina Schipp

Der Name Carina Schipp aus der Trainingsgruppe von Frank Hennig war erstmals in aller Munde. Nach dem Rückzug von Tatjana Semjonowa überraschte die 27-jährige Leichtathletin vom SC DHfK Leipzig die Konkurrenz mit ihrer Marathonpremiere und mit ihrem Sieg. Weit vor Annett Finger aus Chemnitz-Adelsberg liegend, nutzte sie geschickt den Windschatten ihrer männlichen Kollegen, um ihren Vorsprung zu halten und gut ins Ziel zu kommen. Ausgepowert fiel sie dort ihrer Mutter, auch einer Läuferin, in die Arme. 10 Minuten nach der Zweiten beendete Elke Musial aus der Nachbarstadt Taucha den Lauf.

Sieger: Marcel Matanin

Die Sportfakultät der Universität und die Straße „Am Sportforum“ bildeten den neuen Start- und Zielbereich des Leipzig Marathon. Auch dort stand Marcel Matanin, der Vorjahressieger, wieder in der vorderen Starterreihe. Nur auf dem ersten Teil der Strecke konnte ihm der Russe Evgeny Ulanov folgen. Dann war er allein auf weiter Flur und lief ohne Bestzeit-Ambitionen durchs Ziel. Den 3. Platz errang der Programmierer Jens Gersonde (Bestzeit 2006: 2:38:00). Offenbar hatte er die richtige Software für seine Trainingsrunden um den Cospudener See gefunden. Der frühere Cierpinski-Schützling Heiko Klimmer (Bestzeit 1991: 2:15:46) wurde Vierter.

Siegerin: Tatjana Semjonowa

Tatjana Semjonowa fürchtete sich nicht vor der langen Strecke und stand erneut auf ihrem Posten. Sandra Boitz (Halbmarathon) und Kathrin Bogen (10 km), die ihr durchaus ebenbürtig waren, begnügten sich mit Erfolgen auf den unteren Distanzen. Und Romy Spitzmüller rüstete sich erneut für den Lauf in Hamburg. So nutzte die 47-jährige Ukrainerin ihre Chance und erlief sich zum 6. Mal den Sieg – genau so oft wie Dr. Klaus Goldammer. Zweite wurde die um 28 Jahre jüngere Katharina Purcz aus Leipzig. Sie war in dem schönen Alter, in dem sie hoffen konnte, eines Tages selbst einmal Marathon-Siegerin von Leipzig zu sein.

Sieger: Marcel Matanin 30 Jahre Leipzig Marathon: Als der Jubiläumsgast gratulierte Roland Winkler, der Sieger des 1. Laufs – und lief auch selbst wieder mit. Vorn stürmte der Olympionike Marcel Matanin aus der Slowakei auf und davon. 1:08:00 Stunden waren eine gute Zwischenzeit – doch dann zwickten die Waden. Er erreichte aber noch das Ziel, bevor ihn sein Verfolger Martin Prophet überhaupt sehen konnte. Die nächste Viertelstunde überbrückten die Cheerleaders. Endlich war auch der 3. da. Viele Aktive trugen grüne Bändchen. Sie solidarisierten sich auf diese Weise mit den 2 Leipzigern, die im Irak in die Gewalt von Geiselnehmern geraten waren.

Siegerin: Svetlana Ivanova

Auch bei den Frauen waren die Cheerleaders bitter nötig. Eine halbe Stunde lang lenkten sie die Zuschauer von der Tatsache ab, dass nach der lettischen Siegerin Svetlana Ivanova die in Leipzig lebende Altmeisterin Tatjana Semjonowa immer noch nicht zu sehen war … Aber sie kam, und weitere 3 Minuten später beendete auch die 3., Marion Helgert aus Weiden, ihren Lauf. Schade, dass Leipzigs Marathonhoffnung Romy Spitzmüller nicht dabei sein konnte. Sie lief am gleichen Tag in Hamburg und kam dort auf 2:36:46 Stunden! Knappe Kassen waren wohl auch ein Grund dafür, dass manch andere gute Läuferin gar nicht erst eingeladen worden war.

Sieger: Julius Kiptum Rop

Querelen gab es um die Streckenvermessung. Aber John Kunkeler, der lizenzierte Vermesser, erklärte: Es ist alles okay. Die Kenianer konnten also getrost in das Rennen gehen, um mit Wilson Kipngetich erfolgreich zu sein. Als „Hasen“ stellten sie ihm Julius Kiptum Rop zur Seite, einen Mann, der sich in seinem Heimatland erst noch nach vorn laufen musste. Doch der Favorit hatte Magenprobleme – und der Schrittmacher eine Superform. Kurz entschlossen schlüpfte er selbst in die Steherrolle und gewann. Jetzt stand auch er einmal in der 1. Reihe! Der Pole Artur Blasinski manövrierte sich noch an Kipngetich vorbei. Dann folgten noch weitere 11 Ausländer, ehe Thomas Voland als 1. Deutscher das Ziel erreichte.

Siegerin: Judy Kiplimo

Am gleichen Tag wie der Leipzig Marathon erfolgte der London-Marathon. Die britische Weltrekordlerin Paula Radcliffe schaffte dabei eine Traumzeit von 2:17:42 Std. In Leipzig war Judy Kiplimo aus Kenia, im Vorjahr bereits Zweite, etwa eine halbe Stunde länger unterwegs. Trotzdem gewann sie mit großem Vorsprung. Den 2. Platz belegte die Litauerin Modesta Drungeliene, den 3. Petra Schmiemann aus der Fahrradstadt Münster. Eigentlich könnte diese Stadt auch Läuferstadt heißen. Drei Jahre später hatte tatsächlich die Zeitschrift „Runners World“ Münster zu „Deutschlands bester Läuferstadt“ gekürt.

Sieger: Christopher Cheboiboch Die Laufstrecke 2004 firmierte als „Olympiakurs 2012“. Topläufer aus Afrika sollten sich mit Topläufern aus Deutschland messen. Dazu kam es aber nicht. Kenia schickte Christopher Cheboiboch und Ernest Kipyego ins Rennen. Aus Simbabwe kam Tendai Chimusasa, aus Äthiopien Habte Jifar. Aber Stephan Freigang und Carsten Eich, ihnen ebenbürtige Gegner, starteten nicht. Nur Carsten Schütz trat an. Doch mit seiner Bestzeit von 2:14:58 Std. konnte er gegen diese Kaliber nichts ausrichten. Sie triumphierten und lobten die Strecke. Zum Olympiakurs wurde sie dadurch nicht. Der führte 8 Jahre später durch London.
Siegerin: Tegla Loroupe Olympisches Format bestätigten auch die Frauen der ausgewählten Strecke. So schnell wie die Weltrekordlerin im Marathonlauf, Tegla Loroupe aus Kenia, war in Leipzig noch keine Frau gerannt. Sie kam weit vor ihrer Landsmännin Judy Kiplimo, diese wiederum weit vor Tatjana Semjonowa, ins Ziel. Am Straßenpflaster würde es also nicht liegen, wenn es um Bestleistungen geht. Das könnte also durchaus auch olympisches Fußgetrappel aushalten. Mit Plateauschuhen war aber auch auf dem Leipziger Grund nichts zu machen. Diese Laufschuhvariante gab es nur auf einem Werbeplakat, das überall in der Stadt aushing.
Sieger: Mykola Rydik Das deutsche NOK kürte die Stadt Leipzig zum offiziellen deutschen Bewerber für die olympischen Spiele 2012. Leipzig und seine Läufer freuten sich. Denn mit dieser Entscheidung hing auch ihr Marathonhimmel voller Geigen. Wer sich freut, läuft schneller. Diesen Wunschtraum erfüllten die bereits engagierten Marathonspezialisten aus Kenia aber nicht. Zuerst erlahmte ihr Hase, dann erlahmten sie selbst. Das war die Stunde des Ukrainers Mykola Rydik. Er hielt durch und besiegte die Favoriten. Alles kam also anders, als gedacht. Aber der Countdown lief. Der Aufstieg auf den Olymp konnte beginnen. Mit dabei war der 63-jährige Japaner Hajime Nishi. Es war bereits sein 287. Lauf, den der „Eco-Marathoner“ absolvierte. Sein Anliegen war es, überall auf der Welt für mehr Umwelt-Bewußtsein und für einen gesünderen und friedlichen Planeten zu werben. Im Jahre 2003 wollte er diesem Ziele – den Leipzig Marathon eingerechnet – 50 Läufe in 12 Ländern und auf 3 Kontinenten widmen.
Siegerin: Tatjana Semjonowa Janet Pilz hieß der „olympische Geist“ im Leipziger Werbefilm für die olympischen Spiele 2012. Beim Marathonlauf spielte Tantjana Semjonowa die gleiche Rolle. Mit ihrer windschnittigen Frisur lief sie wieder unter 3 Stunden und nun bereits zum 5. Mal all ihren Rivalinnen davon. Ihre Verfolgerinnen waren ratlos. Ein ordentliches Narkosemittel oder ein Paar stumpfe Skier hätten sie bestimmt aufhalten können. Aber auf diese Ideen waren die Anästhesieärztin Dr. Angela Heinzel aus Regensburg und die Skifahrerin Heike Grob aus Flieden erst gar nicht gekommen – besessen, wie sie selbst vom olympischen Geist waren.

Sieger: Carsten Eich

Der gebürtige Leipziger Carsten Eich, seit 1993 Europarekordhalter im Halbmarathon und im Jahre 2000 Olympiateilnehmer im Marathonlauf, bildete gleich nach dem Start mit Stephan Freigang und den beiden Kenianern Kiprono Mutai und Abraham Tandoi ein Quartett, um möglichst eine 2:12:30, die Norm für die Teilnahme an den EM in München, zu schaffen. Zuerst musste Freigang kürzer treten. Der Magen! Dann, nach etwa 25 bzw. 30 Kilometern, patzten die kenianischen Kameraden. Allein kämpfte sich Carsten Eich ins Ziel. Zwischen ihm und den Nächsten lagen Welten – leider aber auch 77 Sekunden zu seiner Sollzeit, die er für die EM brauchte.

Siegerin: Tatjana Semjonowa

Das 1. Mal nahmen die Inlineskater an der Veranstaltung teil. Tatjana Semjonowa musste das mitbekommen haben. Schnell wie auf Rollern, hatte sie bei ihrem 4. Sieg einen Vorsprung von über 16 Minuten gegenüber der 2., der Potsdamerin Karin Hille, herausarbeiten können! Die Besiegte war schließlich in ihrer Altersklasse mit 3:03:17 brandenburgische Rekordhalterin! Die Naumburgerin Sibylle Heinrich war sicher auch ganz verwundert. Aber natürlich ging alles seinen Gang. Dafür hatten die LVZ und Hasseröder dem Marathonchef Heinrich Hagenloch 1000 Mal gedankt und mit einer Urkunde und 1000 € geehrt.

Sieger: Stephan Freigang

Stephan Freigang, der Bronzemedaillengewinner aus Cottbus, war seit den olympischen Spielen von 1992 in Barcelona ein bekannter Mann. Er wurde ganz einfach vorn erwartet. Gemeinsam mit Volker Fritzsch, der Halbmarathon lief, drückte er aufs Tempo: Eine 2:14-er Zeit wollte er schaffen. Noch nach der Hälfte der Distanz schien alles möglich. Aber allein gegen Sonne, Wind und die vielen Überrundeten – da waren die Uhrzeiger etwas schneller als er. Trotzdem konnte ihm niemand das Wasser reichen. Es war nämlich knapp geworden. Matthias Körner meinte dazu: „Ich habe mich zuletzt nur noch von Schwämmen ernährt“.

Siegerin: Tatjana Semjonowa

Tatjana Semjonowa war groß in Form. Sie musste sich an die Männer halten, wollte sie nicht nur ganz vorn, sondern auch ganz schnell sein. Ihre Konkurrenz kriegte sie erst bei der Siegerehrung zu Gesicht. Auf dem 2. Podiumsplatz stand Susanne Wansky-Domhöver aus Kirchheim-Teck, besser Kirchheim unter Teck, wenn die Bezeichnung exakt sein soll. In ihrem heimatlichen Sportverein kümmerte sich die Sonderschulpädagogin um die Sportabzeichenabnahme – aber nach Leipzig kam sie, um sich selbst zu testen. Mit Erfolg, wie ihr Platz bewies. Die 3. im Bunde hieß Eva Blüml – ein Blüml aus Rosenheim in Bayern.

Sieger: Stanislaw Cembrzynski

Stanislaw Cembrzynski kam aus Jaworzno, Wojewodschaft Schlesien, zum Leipzig Marathon. Das sind runde 500 km Luftlinie. Wenn er am Vortag aufgebrochen ist und sich vor seiner Abreise noch ein „Schlesisches Himmelreich“ (Kartoffelklöße, Schweinebauch, Backobst) einverleibt hat, wäre sein Sieg kein Wunder gewesen. Wenn nicht, kam sein Abschneiden auch nicht überraschend. Der 2-zu-20-Minuten-Mann hatte bereits 3x den Kopenhagen-Marathon gewonnen. Vor Ort konnten ihn Josef Richthammer und Reiner Kuhnle nicht aufhalten. Und für die Anwerbung internationaler Spitzenleute fehlte das Geld.

Siegerin: Tatjana Semjonowa

Elfriede Hofer (Siegerin 1996) und Tatjana Semjonowa (Siegerin 1998) waren am Start. Ein Duell zwischen Beiden blieb aber aus. Zu gut war die Ukrainerin. Auch Ute Eckenbach aus Münster war gegen die Favoritin machtlos – obwohl sie bereits seit dem Frankfurt-Marathon 1994 eine Bestzeit von 2:54:53 hatte. Zweikämpfe zwischen den anderen Konkurrentinnen waren ebenfalls Mangelware. Jede ackerte für sich allein. Aber Hoffnung für größere Teilnehmerfelder und spannendere Auseinandersetzungen gab es: Der Veranstalter hatte mit den Leipziger Stadtwerken wieder einen starken Partner für den Marathonlauf gewonnen.

Sieger: Peter Kapitza

Dr. Klaus Goldammer rannte in diesem Jahr die 10 Kilometer. So brauchte Michael Asperger „nur“ Jörg Matthé zu schlagen, um zum 3. Mal zu gewinnen. Aber Peter Kapitza aus Schramberg war auch angereist. Den schnellen Mann aus dem Schwarzwald kannte hier nur keiner. Doch genau er war es, der sich eine 2:20-er Zeit vorgenommen hatte und nun zog, um sein Ziel zu erreichen. Asperger, der ja gerade beim Rennsteigmarathon einen 2. Platz belegt hatte, und Matthé gingen sein Tempo nicht mit. Eine richtige Taktik. So bewahrten sie sich wenigstens die Podiumsplätze und genug Kraft für die „Runners Night“ im Marriott-Hotel.

Siegerin: Kathrin Behrens

1949-1999: 50 Jahre SG Einheit Berliner Bär e.V. – kurz: EBB. Die altgedienten Leipziger Marathonläufer kannten den Verein. Dort wirkte der legendäre „Zatopek von Berlin“, Folker Lorenz (1939-2009), ein Mann, der in seinem Laufstil sehr an den berühmten Olympiasieger erinnerte. Zur guten Jubiläumsbilanz ihres Vereins steuerte nun Kathrin Behrens einen Erfolg in Leipzig bei. Die Abwesenheit der früheren Siegerinnen Konstanze Saar und Tatjana Semjonowa kam ihr dabei entgegen, aber die Geraer Ultramarathonläuferin Renate Warnstedt war auch nicht so leicht zu knacken. Die 3., Vanessa Monath, lief noch in der Jugendklasse.

Sieger: Michael Asperger

Zum (damals vermeintlichen)100-jährigen Jubiläum „Marathonin in Leipzig und in Deutschland“ begann und endete der Lauf das erste Mal nach 1992 wieder in der Stadt. Und mit dabei waren auch die Duellanten des Vorjahres: Michael Asperger, der „Doktor der Tiere“, und Klaus Goldammer, der „Doktor der Sprachen“. Trotz schlechter Erfahrung setzte sich ersterer erneut an die Spitze. Offenbar hatte er gespürt, dass diesmal der Rennkuckuck in ihm nicht zu schlagen sein würde. Und es war auch so. Dr. Goldammer nahm es gelassen: „In meinem Alter ist man schon froh, wenn man überhaupt ankommt.“ Bis heute ist das dem Seniorenweltmeister immer wieder gelungen.

Siegerin: Tatjana Semjonowa

Hopak und Kasachok waren beim Marathon nicht gefragt. Das wusste die in Leipzig lebende Ukrainerin Tatjana Semjonowa, setzte artig Schritt für Schritt – nur eben schneller als die anderen – und war am Ende weit vor Angelika Dreock aus Leipzig und Gisela König aus Helmbrechts. Mit diesem Ergebnis konnten alle Beteiligten leben. Für die Leipzigerinnen war auch der Bärlauchduft, der ihnen in jeder Runde aus dem Auenwald entgegenschlug, kein Thema. Nur die Königin aus Oberfranken war darüber sehr verwundert. Den „wilden Knoblauch“ kannte sie gar nicht. Und sie glaubte auch nicht, dass er schnelle Beine macht.

Sieger: Dr. Klaus Goldammer

26 Jahre nach seinem Sieg bei den Biathlonweltmeisterschaften 1971 gewann Dieter Speer in der Ak 55 mit 2:55:55. Etwas schneller als er war jedoch Dr. Klaus Goldammer. Er hielt sich zunächst zurück und ließ Michael Asperger, den Sieger von 1995, gewähren. Doch bei Kilometer 34 schloss er auf, sagte seinem Gegner ein paar aufmunternde Worte, ging vorbei und strebte zu seinem 6. Sieg. Aber der Überholte hörte den Trost schon gar nicht mehr. Sein Kopf hämmerte nur noch: „Durchhalten, durchhalten – irgendwann geht auch dieser Lauf zu Ende“. Hendrik Thoss, der Triathlet aus Chemnitz, war ja zum Glück noch nicht zu sehen.

Siegerin: Konstanze Saar

Im kleinen Starterfeld stand eine große Läuferin: die 62-, ja fast schon 63-jährige Ingrid Tippelt aus Wörthsee in Oberbayern. In ihrer Altersklasse schaffte die mehrfache Marathon-Seniorenweltmeisterin eine Top-Zeit. Kaum bemerkt lief sie mitten im Feld, mitgezogen vom Strom der Jugend. Ganz anders die um 30 Jahre jüngere Leipzigerin Konstanze Saar. Sie rannte auffallend weit vornweg und entschied, laut umjubelt, mit über einer Viertelstunde Vorsprung das Rennen. Nach 1995 war das ihr 2. Streich in Leipzig. Eine Hundeattacke, so wie im Vorjahr, als sie Zweite war, musste sie aber diesmal nicht abwehren.

Sieger: Dr. Klaus Goldammer

Zum XX. Lauf waren Gäste vom MRRC München angereist und feierten mit dem Marathonverein bereits am Vortag das Jubiläum. Beim Lauf selbst bestimmten Jörg Matthé aus Leipzig und Dr. Klaus Goldammer aus Berlin das Geschehen. Jörg Matthé hatte bereits nach der ersten 10-km-Runde einen 40-m-Vorsprung, den er bis zum 40. Kilometer energisch verteidigte. Dann machte Dr. Goldammer Meter für Meter davon wett und lief als 1. durchs Ziel. Detlef Beier fror erbärmlich. Aber ein T-Shirt von Hans-Jörg Lange und der 3. Rang in der Gesamtwertung wärmten ihn wieder auf. Stammstarter Klaus Gerngroß weilte als Ehrengast in Leipzig. Schon seit 1977 hielt er die Vogtlandfahne hoch. Als Altmeister tut er das heute noch.

Siegerin: Elfriede Hofer

25 Männer waren bereits im Ziel auf dem Vorplatz des Zentralstadions angekommen, als Elfriede Hofer aus Erlangen eintraf und die Frauenwertung gewann. Dann überquerten noch weitere 25 Männer den Kreidestrich, bis mit Konstanze Saar und Sybille Leibig alle 3 Anwärter für die Siegerehrung feststanden. Kurz dahinter folgten Astrid Muth und die getreue Helga Heinze, die Frau, die neuerdings den Namen Helga Rebner trug, aber nach wie vor dem Marathon zugetan war. Wenn auch der Partner diesen alten Nebenbuhler mag, können offenbar Mann und Frau gut mit ihm leben. Der Marathon muss also nicht immer ein Trennmittel sein.

Sieger: Michael Asperger

Der etwas abgelegene Sportplatz Wettinbrücke liegt am Luppedeich, gehört der Universität und kostete dem Marathonverein keine Miete. Allerdings gab es hier auch kaum Zuschauer. Trotzdem wollte Michael Asperger aus Leipzig, der Sieger des Halbmarathonlaufs von 1993, hier auf der langen Strecke erfolgreich sein. Die Chancen dafür standen gut. Sein Vereinskamerad Jörg Matthé, der Vorjahreszweite, lief diesmal nur die halbe Strecke. Zudem war sein Vater als persönlicher Betreuer mitgekommen. In keiner Phase des Rennens geriet er durch seine Verfolger in Gefahr. Den unter Lateinern bekannten Spruch: „Per aspera ad astra“ konnten jetzt auch die Läufer übersetzen: „Mit Asperger zu den Sternen“. Oder so.

Siegerin: Konstanze Saar

Das Interesse der Frauen an einem Marathonstart war sehr gering. Nur 7 der 36 Frauen, die sich für einen der 3 ausgeschriebenen Läufe (Marathon, Halbmarathon, 10 km) angemeldet hatten, wollten die lange Strecke laufen. Zu einer echten Auseinandersetzung kam es dabei nicht. Konstanze Saar (SC DHfK Leipzig) erwies sich als die Stärkste. Sie lief, als wollte und könnte sie die 3-Stunden-Grenze unterbieten. Aber nach 30 Kilometern brach sie ein. Sie rettete sich jedoch ins Ziel, noch bevor ihre Gegnerinnen Helga Heinze und Petra Alzuyeta kamen. Alle hatten noch eine zweite Gewinnchance: ein Glückslos bei der Marathontombola.

Sieger: Lars Neubauer

Schon im März ging es diesmal auf die Piste. Vielleicht war das etwas zu früh. Denn mit 5°C war es doch noch empfindlich kalt. Egal. Lars Neubauer aus Berlin fand, dass er eine gute Form hatte, und kam nach Leipzig. Außerdem wollte er auch einmal dort laufen, wo einst sein Vater, Dietmar Neubauer aus Gera, erfolgreich war. Von den Leipziger Lokalmatadoren Jörg Matthé und Detlef Beier ließ er sich nicht überraschen und gewann. Die große „Fete danach“ fiel der klammen Kassenlage zum Opfer. Aber für Rosen bei der Siegerehrung und einen Grog in der molligen Sportplatzklause hatte das Budget gerade noch gereicht.

Siegerin: Dr. Beate Kauke

So richtig konnten Kälte und Wind auch den Frauen nicht zusetzen. Dr. Beate Kauke, die Gewinnerin, blieb schließlich noch gut unter 3 Stunden. Vielleicht hatte sie aber nur einen alten Läufertrick angewandt und eine Zeitung hinter ihr Trikot geschoben. Konstanze Saar (DHfK) und ihre Klubkameradin Helga Heinze machten sich nichts vor. In dieser Verfassung war ihre Gegnerin, bereits Siegerin von 1988, nicht zu schlagen. Gut, dass Männer und Frauen immer zusammen starteten. Sonst wären sich sicher die paar Weiblein im Feld sehr verloren vorgekommen. 4 von ihnen konnten sich in der Mannschaftswertung einkuscheln.

Sieger: Matthias Körner / Matthias Huy

Ohne Unterstützung der Deutschen Bahn musste es auch gehen, nur eben ein paar Nummern kleiner. Die neue Strecke rund um den Sportplatz Mühlwiese war eine gute Wahl. Matthias Körner, dessen Bestzeit bei 2:18:13 Std. stand, lief einträchtig mit Matthias Huy zusammen. Schließlich gingen sie gar Brust an Brust durchs Ziel. Der eine war mit seiner langen Trainingseinheit zufrieden, der andere mit seiner guten Zeit. Begleiter gab es auf der 1. Hälfte genug, denn zeitgleich mit dem Marathon wurde auch ein Halbmarathon ausgetragen. Die Zeiterfassung erfolgte erstmals mit Transpondern. Sie wurden noch am Handgelenk getragen.

Siegerin: Helga Heinze

Die Kunde, dass der Marathon auch ohne den Sponsor Deutsche Bahn stattfindet, hatte offenbar die Frauen nicht erreicht. Oder im April, zum neuen Termin, war es ihnen einfach zu kalt. Jedenfalls war mit Helga Heinze vom SC DHfK Leipzig nur eine einzige Frau an den Start gegangen. Sie lief im Männerfeld mit und gewann sogar gemeinsam mit Matthias Körner und Harri Brix die Mannschaftswertung. Ursprünglich war die LVB-Mannschaft als Sieger ausgewiesen. Aber da hatte lediglich jemand vergessen, in diese Betrachtung auch die Frauenleistungen einzubeziehen – auch wenn es, wie diesmal, nur eine einzige war.

Sieger: Janusz Sarnicki

Zum 3. und letzten Mal sponserte die DB den Leipzig Marathon. Ihr Werbekonzept war wohl schon aufgegangen – oder nicht mehr bezahlbar. Aber auch 1992 war der Marathon noch gut besetzt. Teilnehmer aus 20 Ländern standen am Start. Die Polen Janusz Sarnicki und Janusz Wojzik übernahmen von Anfang an die Führung, zogen ihr Tempo durch und belegten die beiden ersten Plätze. Zu einem Hand-in-Hand-Einlauf kam es aber nicht. Der Siegerpreis, ein Auto der Marke Peugeot 205, war nämlich unteilbar. Umsonst hofften da auch die Verfolger Bruno Bruera und Dr. Klaus Goldammer auf ein kleines Stück vom großen Kuchen.

Siegerin: Birgit Lennartz

Für die Frauen gab es ebenfalls ein Automobil als Siegerpreis. Nach ihrem überlegenen Sieg fuhr Birgit Lennartz aus St. Augustin damit gleich eine Ehrenrunde. Schade. So hätten sich die Nächstplatzierten, Gailute Kelinotiene aus Litauen und Claudia Schmidt aus Leipzig, auch gern „ausgelaufen“. Sie unterlagen aber keiner Geringeren als der Deutschen Meisterin im Marathonlauf 1989, der vielfachen Deutschen Meisterin im 100-Kilometer-Lauf und der Inhaberin der diesbezüglichen Weltbestleistung (7:18:57/1990). Wer so viel zu Fuß unterwegs ist, hat nicht nur ein Auto gewonnen. Er hat es auch verdient. Und er braucht es wohl auch.

Sieger: Jerzy Skarzynski

Der polnische Meister Jerzy Skarzynski (Bestzeit: 2:11:41) lief zunächst in der Spitzengruppe mit. Aber bereits nach 20 Kilometern setzte er sich ab und sicherte sich vor Alexander Sergin aus der UdSSR und dem Italiener Stefano Batello den Sieg. Wenn dieses Trio nicht gewesen wäre! Dann hätte der 41-jährige Detlef Wegner gewonnen. Den Vorjahressieger Dr. Klaus Goldammer und all die anderen Gegner aus dem deutschen Lager hatte er ja diesmal weit hinter sich gelassen. Hätte, hätte, Klarinette. Die Musik bestimmt nicht immer der Musiker. Den 81-jährigen Wilhelm Dietrich aus Dessau focht das nicht an. Er startete 17:00 Uhr mit allen anderen. Bis 22:25:24 Uhr gönnte er sich aber seine ganz eigene Serenade.

Siegerin: Anuta Catuna

Erst nach Norden, dann nach Süden. Die neue Strecke bot viele Leipziger Sehenswürdigkeiten. Aber die Läuferinnen beeindruckte das nicht. 5 Ausländerinnen, darunter Anuta Catuna aus Rumänien, setzten sich an die Spitze des Feldes, sorgten trotz der Hitze für eine flotte Fahrt und liefen alle unter 3 Stunden. Dann kam schon Claudia Schmidt. Sie hatte den gleichen guten Tag wie Detlef Wegner. Auch ihr war es gelungen, vor all ihren deutschen Widersacherinnen zu sein. Aber honoriert wurde das nicht. Der Sieg bei den zugleich ausgetragenen Sachsenmeisterschaften machte sie jedoch zur “Sachsenmeisterin“.

Sieger: Dr. Klaus Goldammer

Nach der Wende kamen der deutsche Marathonimpresario Manfred Steffny, der Chef des KMU-Marathon Heinrich Hagenloch und der Sponsor Deutsche Bahn überein, den KMU-Marathon als DB-Marathon Leipzig fortzuführen. Zugleich sollten in seinem Rahmen die letzten DDR-Meisterschaften stattfinden. Waldemar Cierpinski schoss den Lauf ein. 25 Kilometer lang liefen Dr. Klaus Goldammer, Torsten Storch, Aurel Toader, Jörg Peters und Frank Saar zusammen. Dann zerbröselte die Gruppe. Auch Torsten Storch, der Titelanwärter, wankte und klapperte. Da nutzte Goldammer die Gunst der Stunde – und wurde Meister. Alfred Pohlan, der Tarzan aus München, lief wie üblich mit freiem Oberkörper und in Leopardenhose.

Siegerin: Andrea Fleischer

Andrea Fleischer (SC Motor Jena) siegte mit sechseinhalb Minuten Vorsprung vor ihrer Klubkameradin Kristina Garlipp. Nach dem Titelgewinn 1988 war das ihr 2. Triumph. Aber eigentlich hatte ihr Trainer Klaus Gottert damit gerechnet, dass die Unterlegene siegen würde. 4 Mal schon (1984, 1986, 1987, 1988) war sie Vizemeisterin gewesen. Da musste es doch einmal mit dem Sieg klappen! Nein. Aber „Ewige Zweite“ – so schlecht war das nun auch nicht. Den 2 Jenaerinnen folgten 2 Rumäninnen. Hinter ihnen sicherte sich Dr. Beate Kauke (Siegerin in Leipzig 1988) die letzte Medaille der letzten DDR-Meisterschaften. Zum ersten Mal gab es auch eine gesonderte Mannschaftswertung für Frauen.

Sieger: Jörg Peters

Wie 1988 standen auch diesmal, beim Olympic Day Run des IOC, die Namen Jörg Otto, Jörg Peters, Uwe Rochow, Detlef Wegner, Michael Strasding und Steffen Lorke wieder mit ganz vorn in der Ergebnisliste. Aber in diesem Jahre trieb die Läufer nicht nur der eigene Ehrgeiz. Ihr Start sollte zugleich auch Ansporn für andere sein. Dennoch: Otto wollte seinen 2. Sieg, Peters die Revanche. Beide warteten ab. Beim 35. Kilometer spürte Peters, dass er diesmal selbst den „Otto machen“ könne, gab Gas und – gewann. Uwe Rochow schaffte es erstmals aufs Treppchen, Detlef Wegner war wie schon so oft der gefeierte Altmeister.

Siegerin: Ina Ferkl

Auch die Frauen liefen im Zeichen der olympischen Ringe. Im Gegensatz zu den Männern hatten die Volkssportolympionikinnen aber keine alten Sträuße auszufechten: Für Ina Ferkl aus Berlin fand sich überraschender Weise in der Marathonstadt Leipzig keine ebenbürtige Gegnerin. Sie kam, sah und siegte. Klassisches römisches Konzept sozusagen. Fast wie Petra Zocher, die einst genauso dominierte, diesmal aber, als Petra Dürre, passen musste. Ins Blickfeld der Leipziger Marathonwelt schoben sich die SAL-Frauen. Mit 6 Starterinnen zeigten sie ihre geballte Kraft. Für den Kampf um die Spitze reichte sie jedoch noch nicht.

Sieger: Jörg Otto

Der Startschuss fiel 13:00 Uhr, das Thermometer zeigte 28°C im Schatten! Das bedeutete: Ruhe bewahren. Doch was für den einen noch Ruhe war, war für den anderen schon Hast. Bei Kilometer 20 führte eine Spitzengruppe mit Jörg Otto, Jörg Peters, Detlef Wegner und Torsten Storch. Ab Kilometer 27 merkten Ottos Begleiter, dass sie sich etwas übernommen hatten. Einer nach dem anderen musste den Tempomacher ziehen lassen. Von hinten drängten die Verfolger. Mit Gunnar Barber, Bernd Lampe und Uwe Rochow kamen dann auch schon die ersten, die nicht dem verführerischen Sound des Otto-Motors gefolgt waren.

Siegerin: Dr. Beate Kauke

Dr. Beate Kauke, vor 5 Wochen Rennsteiglaufsiegerin über die Marathonstrecke, trat gegen Birgit Reetschläger-Schuckmann an. Diese stieg jedoch aus, so dass die Leipzigerin konkurrenzlos siegen konnte. Die um 10 Jahre ältere Marlies Homagk, seit 1981 Stammgast in Leipzig, lief 20 Minuten, die dritte Läuferin, Elke Saalbach, weitere 7 Minuten später durchs Ziel. 10 Teilnehmerinnen schafften es unter die 4-Stunden-Grenze, darunter die Berlinerin Sigrid Eichner. Heute, über 25 Jahre später, ist sie Mitglied im 100-Marathon-Club und gehört immer noch zu den fleißigsten deutschen Marathonlaufsammlerinnen.

Sieger: Michael Heilmann

Zum dritten Mal in Folge kamen die DDR-Marathonmeister aus Leipzig. Meister werden wollten: der DDR-Rekordhalter (2:09:03) Michael Heilmann, der Marathon-Olympia-Teilnehmer Jürgen Eberding, der DDR-Marathon-Meister Uwe Koch, der DDR-Marathon-Vizemeister Hartmut Tronnier und ein Neuling im Marathongeschäft: Rainer Wachenbrunner. Genau der spannte sich vor das Feld, lag bald schon 3 Minuten vor Michael Heilmann und „überhörte“ die „Langsamer!“-Rufe seines Trainers Jürgen Hase. Das rächte sich. Heilmann, dann auch noch Eberding, holten auf und platzierten sich souverän vor ihm. Sieger in der Altersklasse 3 wurde Detlef Wegner (Prenzlau).

Siegerin: Uta Pippig

Bei den Frauen ging es nicht so dramatisch zu. An der Spitze wiederholte sich die Reihenfolge des Vorjahres: Uta Pippig vor Kristina Garlipp und Birgit Schuckmann. Aber alle 3 waren schneller unterwegs. Mit ihrer Zeit von 2:30:50 Std. löste Uta Pippig zugleich ihre Fahrkarte zum WM-Lauf am 29. August 1987 in Rom. Dort lief sie 2:39:30 Std., wurde 14. und dachte sicher sehnsüchtig an ihre in Leipzig erzielte Zeit zurück. Hinter Rosa Mota wäre sie damit locker Vizeweltmeisterin geworden. Die besten Leipzigerinnen stellte abermals die DHfK. Elfriede Oehler und Marion Peters kamen sogar unter die Top Ten.

Sieger: Uwe Koch

Pferderennen am Sonnabend, Marathonlauf am Sonntag. So hatten sich die Veranstalter geeinigt, nachdem sie gemerkt hatten, dass sie ursprünglich am gleichen Tag ins Scheibenholz wollten. Der KMU-Marathon war erneut DDR-Meisterschaft. Friedrich Janke, der Olympionike von 1956 und 1960 und jetzige Trainer beim ASK in Potsdam, hatte seinen Schützling Uwe Koch mitgebracht und gut auf die Wärme und auf die Gegner Hartmut Tronnier und Stephan Seidemann eingestellt. Bis Kilometer 25 blieben alle zusammen. Dann riss Koch, vielleicht inspiriert durch die nahe Pferderennbahn, die Zügel an sich und gewann. Manfred Leonhardt beendete barfüßig den Lauf.

Siegerin: Uta Pippig

Uta Pippig, die Bronzemedaillengewinnerin der DDR-Meisterschaften von 1985, gehörte ebenfalls zu Jankes Laufgruppe. Eingebettet in den Männerwettbewerb, fand sie schnell ihr Tempo. Die Hitze störte sie nicht, so dass sie sich einen beruhigenden Vorsprung vor Kristina Garlipp aus Jena erarbeiten und schließlich gewinnen konnte. Damit begann ihre große Karriere. Die späteren Siege in New York, Boston oder Berlin hatte sie damals sicher noch nicht im Blick. Birgit Schuckmann kam nicht aus einem Sportklub, holte aber Bronze. Die besten Leipzigerinnen stellte die DHfK: Ines Blumentritt, Elfriede Oehler und Marion Peters.

Sieger: Jörg Peter

Der Lauf war zugleich DDR-Meisterschaft. In einer 7-köpfigen Spitzengruppe machte der DDR-Meister von 1983, der Berliner Stephan Seidemann, Tempo. Die ersten 5 km hatte er knapp unter 15, die ersten 10 km knapp über 30 Minuten zurückgelegt. Bei so einer Fahrt flog die Gruppe auseinander, jeder kämpfte für sich allein – darunter Frank Konzack, DDR-Meister von 1984, Jörg Peter, der 10000-m-Olympiasechste von Moskau und Dr. Klaus Goldammer. Zuerst tauchte Seidemann auf der Zielgeraden in der Petersstraße auf. Noch 300 m! Doch in letzter Minute schob sich sein Verfolger an ihm vorbei – und siegte.

Siegerin: Birgit Weinhold

1982 wurde der Marathon für Frauen olympische Disziplin. Infolge dessen gab es seit 1983 auch diesbezügliche DDR-Titelkämpfe. In Leipzig warteten die Sportklubs SC Motor Jena, SC Dynamo Berlin und ASK Vorwärts Potsdam mit ihren Olympiahoffnungen auf, alle im Alter zwischen 19 und 24 Jahren. Birgit Weinhold, Gabriele Martins und Uta Pippig bestimmten dann auch das Renngeschehen und belegten erwartungsgemäß die ersten Ränge. Bereits als Vierte kam Gabriele Schmidt, die Leipzig-Siegerin von 1983. Sie bildete den Anfang einer langen Kette von Läuferinnen, die dem Publikum bereits wohlbekannt waren.

Sieger: Dr. Klaus Goldammer

Vor 4 Wochen gewann jeder für sich allein den Rennsteiglauf: Dr. Klaus Goldammer die kurze, Detlef Wegner die lange Strecke. Hier in Leipzig standen sie gemeinsam am Start und mussten nun gegeneinander antreten – umgeben von einem Läuferfeld, in dem auch viele andere auf ihre Chance hofften. Aber vergebens. Dr. Goldammer zog von Anfang an durch. Bis zum 30. Kilometer glaubte der junge Ralph Findeisen (HSG KMU Leipzig) noch an sich und sein Glück, stieg dann aber erschöpft aus. Die alten Füchse, auch Detlef Wegner und Dietmar Knies, merkten diesmal schnell, was Sache ist, und begnügten sich mit ihren Plätzen.

Siegerin: Birgit Schuckmann

Bei den Frauen konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf Gabi Steigmann, die frisch gebackene Rennsteiglaufsiegerin auf der „kurzen“, also der Marathonstrecke. Sie legte auch gleich los, aber vielleicht doch etwas zu schnell. Ab Kilometer 26 ging dann bei ihr nichts mehr. Birgit Schuckmann aus Leipzig holte sie ein, nahm ihr Minute für Minute ab und erreichte schließlich knapp 18 Minuten vor ihrer Gegnerin das Ziel. Ehe mit Marlies Homagk und Elfriede Oehler die nächsten kamen, vergingen weitere 10 Minuten. Aber es war immer noch Zeit genug für das Abendbrot in der Unimensa und die Fete in der neuen Moritzbastei.

Sieger: Andreas Sprenger

Der Lauf zog aus dem Stadtpark in die Innenstadt. Jetzt war für alle sichtbar: Der KMU-Marathon war ein Stadt-, moderner gesagt, ein Citylauf, den die Organisatoren für ihre Stadt durchführten. Eine Spitzengruppe mit Andreas Sprenger, Reinhard Winter, Ralf Preibisch und Dr. Klaus Goldammer drückte aufs Tempo. Sprenger und Winter nutzten die Form ihres Lebens, rannten ohne Gnade und erzielten tatsächlich ihre „ewigen“ persönlichen Bestzeiten. Preibisch musste aufgeben, Goldammer rettete seinen 3. Platz. Über 3 Minuten vergingen, bis die Verfolger mit den Rennsteiglaufsiegern Gerhard Fischer und Dietmar Knies eintrafen.

Siegerin: Gabriele Schmidt

Was war mit Petra Zocher? Sie stand nicht in der Starterliste. Aber der Lauf hatte es trotzdem in sich. Gabriele Schmidt und Ute Goldammer hielten sich durchaus in Zeitbereichen, die Petra Zocher im Vorjahr touchierte. Es stellte sich aber schnell heraus, dass Gabriele Schmidt mehr wollte, als eine Zeit unter 3 Stunden. Sie zog schließlich auf und davon und siegte mit über 7 Minuten Vorsprung vor Ute Goldammer bzw. 12 Minuten Vorsprung vor Birgit Schuckmann. Bei 16°C waren auch die Verfolgerinnen Marlies Homagk und Ingeborg Göllnitz noch nie zuvor in ihrem Leben so schnell gewesen, wie in diesem Rennen.

Sieger: Klaus Goldammer

Neuauflage des Rennens von 1981: Klaus Goldammer versus Dietmar Knies. Bis Kilometer 29 blieben die Rivalen zusammen, dann setzte sich Goldammer ab und gewann. Dietmar Knies blieb der Trost, zuvor zum 3. Mal den Super-Rennsteiglauf gewonnen zu haben. Erst 5 Minuten später führte Roland Winkler eine lange Schlange einzeln ankommender Läufer ins Ziel. Die Rollstuhlfahrer Rudolf Schmidt, Gerd Reuner, Herbert Hornig, Karl-Heinz Kopitz und Harry Selke schrieben DDR-Marathongeschichte. Zum 1. Mal hatten sie einen Wettkampf über die volle Marathondistanz bestritten.

Siegerin: Petra Zocher

Der 6. Lauf war erneut der Lauf der Petra Zocher. Sie glänzte mit einem souveränen Sieg und einer persönlichen Bestzeit. Eingebettet in den Männerpulk, fand sie in allen Rennphasen geeignete Begleiter, so dass ihr Erfolg nie in Frage stand. Überraschend war aber doch, dass Gabriele Schmidt aus Wilhelmshagen, die im Vorjahr noch weit hinter ihr lag, bereits nach etwa 3 Minuten auftauchte und mit Ute Goldammer aus Berlin um die Plätze kämpfte. Es war so, als wollten sie ihrer Bezwingerin sagen: Petra hab‘ acht, wir kommen! Die 1. Siegerin im Marathonsport der Rollstuhlfahrerinnen der DDR hieß Bärbel Müller.

Sieger: Klaus Goldammer

Der 5. Lauf folgte den gleichen Pfaden, wie der 4. Aber nicht bei schwülen 30, sondern bei frischen 14°C. Das war Tempowetter! Die Spitzenläufer lagen bei 35 km noch eng zusammen. Besonders Dietmar Knies drückte und drückte. Doch sein Plan ging nicht auf. Klaus Goldammer, während seines Studiums in Leipzig Fußballspieler, war zur Läufergilde gewechselt und schoss dort gleich sein „Golden goal“: Sieg in Streckenbestzeit. Erstmals trugen die Alterssportler ihre „Kleinen Meisterschaften“ als „DDR-Meisterschaften der Senioren“ aus. Die alten Eichen des Auenwaldes boten hierfür die passende Kulisse.

Siegerin: Petra Zocher

Das gute Laufwetter kam Petra Zocher, Studentin an der Medizinischen Fachschule Torgau, sehr gelegen: Sie lief mit 17 bzw. 19 Minuten Vorsprung ihren Konkurrentinnen nicht nur weit davon, sondern schaffte es auch, als 1. Frau der DDR unter 3 Stunden zu bleiben. Mit diesem Ergebnis leitete sie eine Ära ein, in der besonders die jungen Frauen den Ausgang der Frauenwettbewerbe bestimmten. Inge Naumann aus Weißensee und Karen Jahns aus Wernigerode nahmen diese Entwicklung gelassen. Sie wussten damals schon, wie schnell sich beim Marathon der Wind drehen und dem Gegner wieder ins Gesicht blasen kann.

Sieger: Karl-Heinz Baumbach

Im Connewitzer Holz herrschte eine Schwüle wie im Urwald. Kein Lüftchen wehte. Trotzdem sorgten Karli Baumbach (HSG KMU Leipzig), Jörg Ludwig ( HSG TU Dresden), Detlef Kröplin (TSG Aufbau Rostock), Detlef Wegner (BSG Motor Prenzlau) und Gerhard Fischer (HSG KMU Leipzig) für ein hohes Anfangstempo, zu hoch, um glatt durchzukommen. Nach der Hälfte des Rennens war alles auseinander gezogen. Jeder kämpfte für sich allein. Die zusätzlich eingerichteten Wasserstellen brachten keine Kühlung. Die Hälfte der Gestarteten erreichte an diesem Dschungeltag nicht das Ziel.

Auch für die Zuschauer war die Hitze nur schwer zu ertragen. Brunhilde Fremberg aus Berlin, die ihren Mann Achim bei seinem Leipzigausflug begleitet hatte, hielt es schon nach einer Stunde nicht mehr aus. Sie gab ihren an sich schönen Beobachtungsposten – eine Bank unter einer schattigen Buche, direkt an der Strecke – auf und flüchtete in kühlere Gefilde. Achim jedoch hielt durch und fixierte auch ohne ehefraulichen Beistand mit Position 191 und einer Zeit von 4:40:57 Std. seinen Platz in der Ergebnisliste.

Siegerin: Gudrun Strohbach

Bei den Frauen hieß die Devise von Anfang an: Tempo rausnehmen und irgendwie durchkommen. Die Vorjahreszweite Gudrun Strohbach aus Berlin verlor ihre Vorjahresbezwingerin Inge Naumann ( BSG Motor Weißensee ) nicht aus den Augen. Sie drehte diesmal den Spieß um und siegte mit großem Vorsprung vor ihrer Kontrahentin. Rosemarie Pfeiffer, die Siegerin von 1977, hatte einen rabenschwarzen Tag: Das Dschungelklima bekam ihr nicht. Sie verzichtete aber auf das Pfeifen im dunklen Walde, biss sich durch und erreichte schließlich doch noch die rettende Lichtung.

Sieger: Detlef Kröplin

Schwarze Regenwolken hingen über dem Clara-Zetkin-Park. Offenbar hatten die Sportfreunde aus der CSSR Angst, nass zu werden. Jedenfalls führten Karel Prochazka und Josef Svoboda ungewöhnlich schnell das Feld an. Detlef Kröplin, der Vorjahressieger, Hans-Walter Wolff aus Zwickau und Rüdiger Nettlau aus Calbe, folgten. Noch etwas mehr Zeit ließ sich Gerhard Fischer. Im letzten Drittel des Rennens besannen sich die Jäger jedoch und besiegelten das Schicksal der Führenden. Olympionike und Hindernis-Altmeister Hermann Buhl absolvierte seinen 1., Marathon-Altmeister Jaroslav Strupp seinen 170. Marathon.

Siegerin: Inge Naumann

Die 38-jährige Inge Naumann aus Berlin-Weißensee führte das „Fähnlein der 7 Aufrechten“ an, das sich entschlossen hatte, den Kampf gegen die Kilometer inmitten einer noch ungewohnten, aber wohlgesonnenen Männerwelt aufzunehmen. 3 von ihnen waren halb so alt wie sie, 3 etwa in ihrem Alter. Mit nur 1 Schrippe im Bauch spulte die Mutter zweier Kinder die ungewohnte Strecke ab und siegte mit großem Vorsprung. Nie zuvor war eine Frau aus der DDR die klassische Marathondistanz so schnell gerannt, wie sie. Mit 3:18:19 Std. verbesserte sie die alte Bestzeit von Beate Mahn aus Zerbst um reichlich zwei Minuten.
Der Haferschleim von Dr. Günter Tomaselli war gefragt. Medizinische Hilfe brauchte jedoch kaum einer.

Sieger: Detlef Kröplin

Der Lauf erfolgte auf der gleichen Strecke wie im Vorjahr. Aber Roland Winkler, der Sieger, fehlte. So richtete sich die Aufmerksamkeit auf Dieter Wiedemann aus Hasenthal. 1977 hatte er den 75-Kilometer-Super-Rennsteiglauf gewonnen und bei der gleichen Veranstaltung 1978 bereits den 3. Platz belegt. Die Folge: schwere Beine. So konnte Detlef Kröplin aus Rostock seine Meeresfrische ausspielen und nicht nur den Favoriten, sondern auch die gestandenen Läufer Gerhard Fischer aus Leipzig und Helmut Conrad aus Karl-Marx-Stadt schlagen. Nicht so eindeutig ging abends die Revanche in der Gaststätte der Leipziger Pferde-Rennbahn aus.

Siegerin: Irmgard Kretzschmar

Die 2 teilnehmenden Frauen waren nicht mehr als eine kleine Verzierung des Männerlaufs. Von außen kaum zu bemerken, ging es bei Irmgard Kretzschmar aber nicht nur um das Durchhalten, sondern auch um das Siegen. Sie wollte diesmal vor ihrer Bezwingerin aus dem Vorjahr, Rosemarie Pfeiffer, im Ziel sein. Es zeigte sich schnell: Das war keine schwere Aufgabe. So rückte Vorhaben Nummer 2 in den Vordergrund: eine neue DDR-Bestmarke für Frauen im Alter von 43 bis 50 Jahren aufstellen. Das gelang. Fazit: Kaum Leute, aber ein Rekord. Vielleicht auch gerade deswegen.

Sieger: Roland Winkler

„Nie wieder Marathon“.
Alle diesbezüglichen Schwüre hatten die Marathonläufer der HSG KMU Leipzig vergessen und organisierten 1977 unter der Regie von Heinrich Hagenloch ihren 1. Marathonlauf. Er fand auf dem traditionellen Rundkurs im Scheibenholz statt. Gleich am Anfang bildete sich eine 14-köpfigen Spitzengruppe, zu der auch 5 HSG-Mitglieder zählten. Sie drückten aber nicht auf’s Tempo. Bei Kilometer 20 lag Petr Ingeli aus Prag vorn. Danach führte der 20-jährige Jörg Ludwig aus Zeithain – bis die alten Hasen ernst machten. Mit Roland Winkler gewann ein gebürtiger Leipziger aus Berlin.

Siegerin: Rosemarie Pfeiffer

An eine Frauenquote hatte damals noch keiner gedacht. Aber das schöne Geschlecht gehörte durchaus zur Zielgruppe der Organisatoren. Immerhin liefen ja viele Frauen bei kürzeren Laufwettbewerben bereits fleißig mit. Aber auf den „langen Marsch“ wollten sie sich noch nicht machen – zu groß war der Respekt vor den 42 Kilometern. Schließlich starteten doch 7 von ihnen, aber nur 3 erreichten das Ziel. Die Siegerin des 1. Laufs hieß Rosemarie Pfeiffer. Im 6-Minuten-Abstand folgten Martina Weiske und Irmgard Kretzschmar. Mit ihrem Zieleinlauf zählen aber alle 3 zum ehrenvollen Kreis der weiblichen Leipziger Laufpioniere.

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